Die Gesundheit der Menschen darf nicht betriebswirtschaftlichen Bedürfnissen nach Gewinnmaximierung unterworfen werden. Stattdessen sollten Arbeitszeiten reduziert und die Innovationskraft von Unternehmen gefördert werden: Qualität der Arbeit statt Quantität, meint der Soziologe Jörg Flecker im Gespräch mit reflektive.
Im Gespräch mit Teresa Arrieta erläutert der Soziologe Jörg Flecker die Wirkungen und Folgen des am 5. Juli 2018 beschlossenen Gesetzes zum 12-Stunden-Tages/ zur 60-Stundenwoche. Das Regierungsvorhaben ist, so Flecker, eine Legalisierung bisheriger Übertretungspraktiken und greift die Menschenwürde an, weil den Menschen die körperlich und psychisch notwendige Erholungsphase gekürzt wird. Nachdem 12-Stundenarbeit bisher ein Ausnahmefall war, der mit Schutzfunktionen versehen war, fallen mit den Schutzfunktionen auch die Ausgleichsmöglichkeiten weg.
Flecker stellt auch die Frage, wo die natürlichen Grenzen des Menschen liegen, und erklärt, warum diese irgendwo bei sieben bis acht Stunden am Tag zu suchen sind: unter anderem, weil ab diesem Zeitpunkt die Unfallgefahr und Fehlerhäufigkeit stark ansteigt.
Flecker widmet sich in der Folge der Absurdität vieler „Argumente“ für den 12-Stunden-Tag und erläutert, warum dieser Vollzeitbeschäftigung für Frauen noch weiter einschränken wird. Außerdem geht er der Frage nach, warum gerade jetzt ein derartiges Ansinnen umgesetzt werden kann. Unter anderem deshalb, weil zunehmend alle Lebensbereiche durchökonomisiert sind…