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Erwerbsarbeit kostet Schlaf

Schlaf hat neben der biomedizinischen auch eine soziokulturelle Dimension. Das zeigt sich zum Beispiel durch den Wechsel von Arbeitswoche und Wochenende. Aber gerade Menschen, die in der Nacht oder am Wochenende arbeiten, schlafen zu wenig. Und erwerbstätige Frauen schlafen weniger als erwerbstätige Männer.

Vom frühen Aufstehen und rarem Ausschlafen

Österreich ist ein Land der FrühaufsteherInnen. Erwerbstätige schlafen im Vergleich zu Nicht-Erwerbstätigen am kürzesten, nämlich im Wochenschnitt knapp acht Stunden/Tag (Erhebungsjahr 2008/9). Am Wochenende wird die Frühaufsteher-Regel gebrochen, da wird länger geschlafen. Wobei sich Männer leichter ausschlafen als Frauen: Um 9 Uhr schlafen am Wochenende 21,1% der Männer und nur noch 13,5% der Frauen (Zeitverwendungsstudie 2008/9).

Quelle: Statistik Austria

Während bei älteren Menschen eher gesundheitliche Probleme Schlafstörungen hervorrufen,  sind belastende Arbeitsbedingungen wie Zeitdruck bei Erwerbstätigen der Hauptauslöser für zu wenig Schlaf. Denn arbeitsbedingte Überbeanspruchungen führen zu einer schlechteren psychischen Gesundheit, und diese zählt wiederum zu den größten Einflussfaktoren auf unser Schlafverhalten.

Bei der Zeitwohlstandsstudie (2008/9) gab nur jede/r zweite Befragte an, sich regelmäßig ausschlafen zu können. Jede/r Zehnte/r gab an, das nicht zu können. Gerade Frauen im Alter zwischen 20-39 Jahren würden aber gerne mehr schlafen. Nur jede dritte Frau in dieser Altersgruppe kann sich regelmäßig ausschlafen. Die Rushhour des Lebens ist also nicht schlaffördernd.

Arbeiten, während andere sich erholen oder schlafen

Erholung hat eine erhebliche Bedeutung für die Verhinderung von chronischen Erkrankungen und Überlastungen[1]. Schlafstörungen erhöhen das Risiko, an Infektionserkrankungen, Herzkreislauferkrankungen und Krebserkrankungen sowie Depression zu erkranken[2]. Zudem ist seit längerem bekannt, dass das Risiko für Arbeitsunfälle ab der neunten Arbeitsstunde steigt, und überlange Arbeitstage einen Erschöpfungsrucksack durch die ganze Arbeitswoche hindurch verursachen.

Gemäß einer repräsentativen deutschen Studie aus dem Jahr 2017 wünschen sich 40% der Erwerbstätigen mehr Schlaf. Vor allem Menschen, die Schicht-, Nacht oder Bereitschaftsdienst oder auch Samstags- und Sonntagsarbeit leisten müssen, bewerten ihren Schlaf als unzureichend[3]. Diese Ergebnisse passen zu den Befunden einer speziellen Arbeitsklimaindex-Auswertung[4] (2014) für Beschäftigte im Tourismus in Österreich. Neben Muskelverspannungen, die weit verbreitet sind, leidet fast jede/r vierte/r Beschäftigte an Erschöpfung und Schlafstörungen, die zu einem hohen Anteil direkt mit der Arbeitssituation in Verbindung gebracht werden.

Schlafmangel hat auch wirtschaftliche Folgen

Schlafmangel ist aber nicht allein ein individuelles Problem, sondern verursacht auch volkswirtschaftlichen Schaden. Eine Studie von Rand Europe hat den Einfluss von Schlaf auf Produktivität und Sterblichkeitsrisiko für Deutschland berechnet[5]: aufgrund von unzureichenden Schlafes der erwerbstätigen Bevölkerung verliert das Land 1,56% seiner Wirtschaftsleistung. ArbeitnehmerInnen, die weniger als sechs Stunden/Tag schlafen verursachen im Durchschnitt einen Produktionsverlust von 2,4% im Vergleich zu ihren KollegInnen, die zwischen sieben und neun Stunden schlafen. Das Sterblichkeitsrisiko einer Person mit einer Schlafdauer von sechs Stunden/Nacht erhöht sich auf 13%, zwischen sechs und sieben Stunden ist es noch immer um 7% höher als bei jenen Personen, die zwischen sieben und neun Stunden schlafen.

Schon etwas mehr Schlaf hätte einen Effekt: Wenn berufstätige Menschen, die weniger als sechs Stunden schlafen, zwischen sechs und sieben Stunden schlafen würden, dann ließe sich die Hälfte des wirtschaftlichen Verlusts ausgleichen. Interessant ist auch, welche Faktoren Erwerbstätige zum geringeren Schlaf bringen: Gesundheitliche Probleme (wie psychische Erkrankungen und wenig Bewegung), ein langer Arbeitsweg und unrealistischer Zeitdruck in der Arbeit. Zusätzlich schlafen Eltern von Kindern unter 18 Jahren, sowie Personen, die unbezahlt Sorgearbeit leisten oder finanzielle Sorgen haben, weniger. Hier schließt sich dann ein unheilvoller Kreis: Zu wenig Schlaf führt wieder zu neuen gesundheitlichen Problemen und bringt den Rhythmus aus Beanspruchungs- und Erholungsphasen noch mehr aus dem Gleichgewicht.

Danke für Ihre Zeit!

Statistik Austria: Zeitverwendungsstudie (2008/9) und Zeitwohlstandsstudie (2008/9)

Quellen zum Weiterlesen:
[1] http://www.zeitpolitik.de/pdfs/zpm_30_0717.pdf
[2] Blasche, Gerhard / Bauböck, Verena-Maria / Haluza, Daniela (2017): work-related self-assessed fatigue and recovery among nurses. In: International Occupational Environmental Health 90, S. 197-205.
[3]  Feld, Michael / Young, Peter (2017): beurer Schlafatlas 2017. So schläft Deutschland. München.
[4]
https://www.ifes.at/aktuelles/arbeitsklimaindex-tourismus-2014-jobmotor-stottert
[5]
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR1791.html

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Anna Schopf

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